
Von Petersburg bis Panama
Die Genealogie der Familie Kant
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde Kants und Königsbergs!
Diejenigen, die das Bohnenmahl vor einem Jahr miterlebt haben,
werden sich erinnern, dass im Jahr 2014 Helmut Eggs Bohnenkönig
wurde.
Helmut Eggs ist plötzlich und unerwartet am 9. Sept. 2014 gestorben.
Marianne Motherby hat mich gebeten, für ihren verstorbenen Ehemann die Bohnenrede des Jahres 2015 zu halten. Kühn habe ich diese Herausforderung angenommen und stehe nun vor Ihnen. Ich werde Helmut Eggs nicht ersetzen können, hoffe aber, mit einem besonderen Thema über Kant Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse gewinnen zu können.
Wer mich näher kennt, wird wissen, dass ich mich seit vielen Jahren mit preußischer Familiengeschichte und Genealogie beschäftige. Seit ich Mitglied der Gesellschaft der Freunde Kants und Königsbergs geworden bin, habe ich begonnen, mich auch für die Familiengeschichte unseres Philosophen Immanuel Kant zu interessieren. In den letzten 100 Jahren sind etliche Aufsätze über dieses Thema publiziert worden.
Mich interessieren die größeren Zusammenhänge, die erst erkennbar werden, wenn man sich Familiensysteme möglichst vollständig mit allen Seitenlinien ansieht. Welche familiären Prägungen haben sich aus Vorfahrengenerationen übertragen? Wie haben sich die Nachfahren entwickelt? Gibt es Ähnlichkeiten oder bemerkenswerte Brüche zwischen den Generationen und wenn ja – warum?
Mit diesem Blickwinkel möchte ich nun in die Familiengeschichte unseres Immanuel KANT eintauchen. Ich habe die Veröffentlichungen über Kants Familie durchgesehen und kritisch verglichen. Teilweise habe ich einzelne Familienzweige der Nachfahren in Kirchenbüchern recherchiert und vervollständigt. Vor allem für die Ermittlung von Nachfahren habe ich auch Informationsquellen im Internet herangezogen.
Schauen wir uns zunächst die Vorfahren Immanuel Kants an:
Die Eltern
Johann Georg KANT
oo
Anna Regina REUTER
* Dez. 1682 in Memel
13.11.1715
* 15.03.1697 in Königsberg
Riemermeister in Königsberg
Kbg - Dom
† 24.03.1746 in Königsberg
(64 Jahre)
† 18.12.1737 in Königsberg (40)
Kants Mutter war, wie er selbst gegenüber Wasianski, dem Pfleger seiner letzten Jahre, äußerte, „eine Frau von großem, natürlichem Verstande, einem edlen Herzen und einer echten, durchaus nicht schwärmerischen Religiosität"; daneben hatte sie auch ihre Bildung nicht vernachlässigt und schrieb orthographischer als die meisten vornehmen Frauen ihrer Zeit. Seinem späteren Biographen Jachmann erzählte Kant oft:
„Ich werde meine Mutter nie vergessen, denn sie pflanzte und nährte den ersten Keim des Guten in mir, sie öffnete mein Herz den Eindrücken der Natur; sie weckte und erweiterte meine Begriffe, und ihre Lehren haben einen immerwährenden, heilsamen Einfluß auf mein Leben gehabt." Zwischen den Eltern herrschte die ganze Zeit ihrer Ehe hindurch das innigste Verhältnis, die größte Eintracht, auch in Beziehung auf die Erziehung der Kinder, denen sie selber in sittlicher Hinsicht das beste Vorbild gaben. „Nie, auch nicht ein einziges Mal", äußerte Kant wiederholt zu seinem Biographen Borowski, ,,hab' ich von meinen Eltern irgend etwas Unanständiges anhören dürfen, nie etwas Unwürdiges gesehen." In einem Briefentwurf aus dem Jahre 1797 rühmte noch der Greis, daß „meine beiden Eltern (aus dem Handwerksstande) in Rechtschaffenheit, sittlicher Anständigkeit und Ordnung musterhaft, ohne ein Vermögen (aber doch auch keine Schulden) zu hinterlassen, mir eine Erziehung gegeben haben, die, von der moralischen Seite betrachtet, gar nicht besser seyn konnte, und für welche ich bei jedesmaliger Erinnerung an dieselbe mich mit dem dankbarsten Gefühle gerührt finde." Die Gewerke der Riemer und Sattler waren damals noch getrennt, und jedes hielt eifersüchtig auf seine Gerechtsame; darunter hatte, bei ausgebrochenen Differenzen, auch Meister Kant erheblich zu leiden. „Dessenungeachtet wurde selbst bei der häuslichen Unterhaltung dieser Zwist mit solcher Schonung und Liebe in betreff der Gegner von meinen Eltern behandelt und mit einem solchen festen Vertrauen auf die Vorsehung, daß der Gedanke daran, obwohl ich damals ein
Knabe war, mich dennoch nie verlassen wird" (Kant zu Rink). 1
Kant war 13 Jahre alt, als er seine Mutter verlor, und nicht ganz 22, als der Vater starb. Das Geschäft von Kants Vater scheint in den 30er Jahren nicht sehr geblüht zu haben, denn er muß seine geliebte Frau 1737 „ still", d. h. ohne die übliche Leichenbegleitung durch singende Schulkinder, ohne Glockengeläut und „arm" (=gratis) beerdigen lassen. Im Hausbuch der Familie Kant befand sich folgender Eintrag von der Hand Immanuel Kants: „ Anno 1746 d. 24 März Nachmittags um halb 4 Uhr ist mein liebster Vater durch einen seeligen Tod abgefordert worden. Gott der ihn in diesem Leben nicht viel Freude genießen lassen, lasse ihm davor die ewige Freude zu Theil werden. Er starb an einer gänzlichen Entkräftung, die auf den Schlag, der ihn anderthalb Jahr vorher befiel, erfolgte.“ Meister Johann George Kant wird am 30.3.1746 wie seine Frau still u. arm beerdigt. Immanuel Kant wird in seiner Ausbildung von einem wohlhabenden Onkel mütterlicherseits unterstützt, dem Schuhmachermeister Richter - bereits zu Lebzeiten der Eltern, aber auch später bis zu seiner Magisterpromotion.
Gehen wir nun eine Generation weiter zurück zu den Großeltern und schauen uns zunächst die väterliche Linie an:
Großeltern
Hans KANT
oo
Vorname unbekannt REINSCH
väterlicherseits
* um 1640
ca. 1677
* 1645
Riemermeister in Memel
† 23.03.1715 in Memel
† 1695
Tochter des Hausbesitzers
Hans Reinsch in Memel
Von Hans Kant wissen wir, dass er 1667 als Riemergesell „in fremden Landen“ gewesen ist. Er wird in einem Erbvertrag seines Vaters entsprechend erwähnt. Ab etwa 1670 lebt er in Memel und heiratet schließlich um 1677 die Tochter des Hausbesitzers Hans Reinsch. Hans Kant arbeitet als selbständiger Riemermeister in Memel. Ein Riemer stellt die ledernen Riemen her, um Pferde vor einen Wagen oder Fuhrwerk zu spannen. Ein Handwerk, dessen Produkte in unterschiedlicher Qualtität überall gebraucht werden: von einfachen Bauernkarren bis zu herrschaftlichen prachtvollen Kutschen – überall mußten Pferde eingespannt werden, um vorwärts zu kommen und etwas zu transportieren. Mitunter gab es Streitigkeiten hinsichtlich der Zuständigkeit mit dem Gewerk der Sattler, wenn es um Peitschen, Halfter und andere Lederwaren ging.
Hans Kant kauft 1693 ein kleines Landgut bei Memel, kann es aber nicht angemessen bewirtschaften und bleibt mit Steuerzahlungen im Rückstand. Er muß das Gut 1698 wieder verkaufen. Er erbt dann das Haus seines Schwiegervaters Reinsch in Memel und scheint dort mit seiner zweiten Ehefrau, einer Witwe eines Musquetiers Caminski, einen geruhsamen und auskömmlichen Lebensabend verbracht zu haben.
Urgroßeltern
Richard KANT
oo
Dorothea LIEDER(T)
väterlicherseits
* ca. 1610
1635
* ?
Krugpächter, Krüger
† ca. 1670 in Werden
† 1665
bei Heydekrug/Memelland
Tochter des Krügers
Ennoch LIEDER(T)
Besitzer des Oberkruges in Werden
Der Urgroßvater Richard Kant war 1643 Krugpächter in Ruß an der Mündung der Memel in das Kurische Haff. 1663 ist er Krüger in Werden (Memelland) und hat den Krug seines Schwiegervaters übernommen. In einem Erbvertrag übergibt er 1667 den Krug mit 3 Hufen Land an seine Tochter Sophia (Schwester von Hans Kant). In der Urkunde ist vermerkt, dass beim Vertragsschluss ein Tolke/Übersetzer mitgewirkt habe. Dieser Umstand wird von Prof. Hans Mortensen2 dahingehend gedeutet, dass Richard Kant kurisch-litauischen Ursprungs gewesen sei und deshalb dieser Hilfe bedurfte. Außerdem weist er den Ort Kantweinen nach und nimt diesen als Herkunftsort der kurischen Kants an. Meines Erachtens wäre auch daran zu denken, dass der begünstigte Schwiegersohn Balzer Nott unzweifelhaft schottischer Herkunft war und ebenfalls Übersetzungshilfe gebraucht haben könnte. Die Frage, ob nun die KANTs aus Schottland oder aus baltischen Ländern stammen, bleibt weiterhin offen. Der Name kommt in beiden Regionen vor. Man mag zwar argumetieren, dass der Begriff Tolke üblicherweise nur für Übersetzer deutsch-prußisch und regional verwandte Sprachen üblich war. Aber es ist auch nicht auszuschließen, dass hier die Bedeutung übertragen wurde auf Übersetzer anderer Sprachen. Denn bereits um 1650 gibt es viele schottische Familien in Memel, überwiegend Kaufleute (z.B. Douglas, Simpson, MacLean, Ogilvie, Muttray), die sich über ihre Angelegenheiten unmißverständlich mitteilen können mußten. Die zahlreichen Nachkommen der Sophia Kant tragen für mindestens 5 Generationen ausschließlich schottische Namen.
So ist es nicht verwunderlich, dass Immanuel Kant davon überzeugt war, dass seine namensgebenden Vorfahren aus Schottland stammten. Kant schreibt in einem Brief an den schwedischen Bischof Lindblom am 13. Okt. 1797: „...Dass mein Grossvater, der in der preussisch-litauischen Stadt Tilsit lebte, aus Schottland abgestammt sei, dass er einer von den Vielen war, die am Ende des vorigen und im Anfange dieses Jahrhunderts aus Schottland, ich weiss nicht, aus welcher Ursache, in grossen Haufen emigrierten und davon ein guter Teil sich unterwegs auch in Schweden, der Rest aber in Preussen, vornehmlich über Memel verbreitet hat, beweisen die dort noch bestehenden Familien der Simpson, Maclean, Douglas, Hamilton und anderer mehr, unter denen auch mein Grossvater gewesen und in Tilsit gestorben ist, war mir längst gar wohl bekannt. Von lebenden Verwandten väterlicherseits und ausser den Deszendenten meiner Geschwister ist also, da ich selbst ledig bin, mein Stammbaum völlig geschlossen. … dass ich eine Schwester am Leben, sechs Geschwisterkinder von meiner verstorbenen Schwester, deren einige selbst wieder Kinder haben, aber nur einen Bruder, den Pastor Kant in Altrahden in Kurland, der aber auch vier Kinder, unter diesen einen Sohn, der erwachsen ist, hat, deren eins neuerlich schon verheiratet ist, am Leben habe, ...“ Kant´s Großvater ist zwar in Memel und nicht in Tilsit gestorben. Aber hier mag es sich um eine Verwechslung handeln, die auf irrtümliche Annahmen des Bischofs beruhen.
Auf die Anmerkungen Kants zu seinen Geschwistern und deren Kinder komme ich später noch zurück.
Wir haben Mitglieder in unserer Gesellschaft, die sich auf die Abstammung von Immanuel Kants Großtante Sophia Kant berufen können: Percy MacLean, der im Jahr 2013 mit uns nach Königsberg reiste und die Pianistin Irmelin Jättkowski-Eckert, die im Jahre 2012 in diesem Hause ein Konzert gab.


~ ~ ~ ~ ~
Wegen fehlender Quellen können wir die Vergangenheit und Herkunft der KANTs nicht tiefer und genauer ergründen. Wenden wir uns nun den mütterlichen Vorfahrenlinien unseres Immanuel Kant zu :
Großeltern Caspar REUTER oo Regina FELGENHAUER
mütterlicherseits * April 1670 in Nürnberg Mai 1696 * 1673
Riemermeister in Kbg Königsberg
† 01.03.1729 in Königsberg † 23.10.1735 in Königsberg
Caspar Reuter ist in Nürnberg geboren, kommt wahrscheinlich als wandernder Handwerksgeselle nach Königsberg, heiratet 1696 eine einheimische Riemermeisterstochter, wird selbst Riemermeister und erwirbt im Jahr 1700 das Kleinbürgerrecht in Königsberg-Kneiphof. Insgesamt hatte das Ehepar 8 Kinder.
Urgroßeltern
Friedrich REUTER
Michael FELGENHAUER
mütterlicherseits
05.04.1649 in Nürnberg
* 1645
Schwarz- u. Schönfärber
Riemermeister in der Vorstadt
† März 1721 in Nürnberg
† 27.05.1691 in Königsberg
oo 19.07.1669 Nürnberg
oo12.10.1672
Haffstrom bei Königsberg
Anna Maria NOTHELFER
Anna MIELKE (Mülckin)
Okt. 1641 in Nürnberg
* 31.08.1652 in Anker bei Kbg
† März 1683 inNürnberg
† 07.09.1720 in Königsberg
4
Der Urgroßvater Friedrich Reuter entstammt einer alteingesessenen Färberfamilie in Nürnberg und heiratet die Tochter eines Schuhmachermeisters in Nürnberg.
Der Urgroßvater Michael Felgenhauer ist wie sein Schwiegersohn Riemermeister in der Vorstadt Königsbergs. Die sogenannte Hintere und Vordere Vorstadt lag zwischen Kneiphof und Haberberg. Das war auch das Stadtviertel, in dem Immanuel Kants Vater später lebte. In alten Zeiten war es üblich, dass jede Handwerkerzunft eine Straße für sich bewohnte. Die Riemergasse in der Vorstadt wurde Ende des 19. Jh. umbenannt in Bahnhofstraße.
Michael Felgenhauer heiratet eine Gastwirtstochter. Der Vater von Anna Mielke (Martin
Mielke/Mülke) ist Arrendator (Pächter) des Anker-Kruges südlich von Königsberg an der
Pregelmünding ins Frische Haff. Der Anker-Krug stand in Adelsbesitz und wurde verpachtet.
Mehr ist über die Linie FELGENHAUER-MIELKE nicht in Erfahrung zu bringen.
Ururgroßeltern
Friedrich REUTER
Jacob NOTHELFER
mütterlicherseits
* Feb. 1611 in Nürnberg
* 21.06.1608 Hödingen/Bodensee
Schwarzfärber u. Mangmeister
Schuhmachermeister in Nürnbg.
† Nov. 1661
† vor 1669 in Nürnberg
oo
oo
Jan. 1638
Mai 1640
Nürnberg
Nürnberg
Anna ZIEGLER
Ursula INGELSTETTER
* April 1614 in Nürnberg
* Mai 1604 in Nürnberg
† August 1650 in Nürnberg
Der Urur-Großvater Friedrich Reuter ist wie sein gleichnamiger Sohn Färber in der freien Reichsstadt Nürnberg. Die Bezeichnung Mangmeister ist seinerzeit in Nürnberg üblich für Färber. Er heiratet eine Tochter des Schulmeisters Michael Ziegler aus Wöhrd bei Nürnberg.
Der Urur-Großvater Jacob Nothelfer ist Schuhmachermeister in Nürnberg, stammt jedoch aus Hödingen bei Ueberlingen am Bodensee. Sein Frau Ursula Ingelstetter entstammt einer Nürnberger Kürschnerfamilie.
Ururur-
Hans REUTER
oo
Anna REUTER
Großeltern
* März 1576 in Nürnberg
1603
Tochter des Georg Reuter
mütterlichers
Schwarzfärber u. Mangmeister
verwitwete Höffler
† vor 1634
† 12.06.1634 in Nürnberg
Michael ZIEGLER
oo
Veronica GRIMM
Schulmeister in Wöhrd bei Nürnbg. 1601
Tochter des Hans Grimm
† 16.10.1632 in Wöhrd
Nürnbg † 31.05.1618 in Wöhrd
Barthel NOTHELFER
Maria JACOB
* circa 1580
wahrscheinlich verwitwete Keller
Kleinbauer in Hödingen
stammt aus der Bodenseeregion
1610-16 umgezogen nach
Herdwangen bei Ueberlingen
5
Balthasar INGELSTETTER oo Barbara BUMAYR
* Nov. 1571 in Nürnberg * Juli 1581 in Nürnberg
Kürschnermeister in Nürnberg † 11.11.1632 in Nürnberg
† 01.02.1643 in Nürnberg
Die Ururur-Großeltern Nothelfer stammen aus der Bodenseeregion in Südwestdeutschland. Es sind Bauern. Alle weiteren Ururur-Großeltern leben in Nürnberg oder in der nahen Umgebung der alten Reichsstadt. Die REUTERs und INGELSTETTERs sind angesehene Handwerkersmeister in Nürnberg.
Das 15. und 16. Jh. war sozusagen die Glanzzeit Nürnbergs. Hier lebten und arbeiteten der Maler Albrecht Dürer (1471-1528), der Erfinder/Auftraggeber des ersten Globus Martin Behaim (1459-1507), der Erfinder der Taschenuhr Peter Henlein (1479-1542), der Bildschnitzer Veit Stoss (1447-
1533), der Schuhmacher, Dichter u. Sänger Hans Sachs (1494-1576), Bildhauer u. Baumeister Adam Kraft (1455-1509), um nur die wichtigsten und bekanntesten zu nennen.

Nürnberg war eine bedeutende und
reiche Handelsstadt. Als freie
Reichsstadt unterstand sie keiner
Adelsherrschaft, sondern verwaltete
sich selbst. Die Kaiserburg beherbergte
die Reichsinsignien. Nürnberg zählte
in der Zeit um 1500 mit Köln und Prag
zu den größten Städten im sogn.
Heiligen Römischen Reich deutscher
Nationen.
So ist auch zu erklären, warum die
Nürnberger Vorfahren so weit
zurückzuverfolgen sind (immerhin drei
Generationen weiter als die väterlichen
Vorfahren aus Preußen). Die
Verwaltung der Reichsstadt Nürnberg war zu damaliger Zeit fortschrittlich organisiert und erstellte
verlässliche Einwohnerverzeichnisse, Handwerkerzunftrollen und Steuerlisten. Genaue
Kirchenbuchaufzeichnungen über Geburten, Eheschließungen und Todesfälle gehörten ebenfalls
schon früher als an anderen Orten zum Standard. Glücklicherweise ist sehr viel von den alten
Dokumenten erhalten geblieben. In Nürnberger Archiven läßt sich sogar noch eine weitere
Vorfahrengeneration unseres Immanuel Kant aufspüren:
Urururur-
Valentin REUTER
Ehefrau unbekannt
Großeltern
Schwarzfärber u. Mangmeister
mütterlicherseits
kam aus Tübingen nach Nürnberg
† 05.10.1603 in Nürnberg
Hans INGELSTETTER
oo
Catharina WEISS
wahrscheinlich Kürschner
1555
aus Nürnberg
in Nürnberg
Nürnbg.
Lucas BUMAYR, * circa 1550
oo
Magdalena FRANTZ
Paschetweber
3
in Nürnberg
1580
3
Paschet = Barchent, ein Gewebe aus Baumwolle und Leinen
6
Hiermit schließen wir das Kapitel der Vorfahren Kants. Wir können zusammenfassen: die
überwiegende Mehrzahl der Vorfahren waren selbständige Handwerksmeister. Der Ursprung des
Namens KANT läßt sich bisher nicht eindeutig klären (kurisch/prußisch/litauisch oder schottisch?).
Die mütterliche Linie stammt vorwiegend aus Nürnberg, einer künstlerisch und kulturell
hochentwickelten Handelsstadt.
Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit den Nachfahren der Familie Kant zu. Wir wissen, dass
Immanuel Kant keine Familie gegründet hat und von ihm keine direkten Nachfahren existieren.
Aber von seinen Geschwistern sind zahlreiche Nachkommen zu finden. Der Name KANT wird nur
durch seinen jüngsten Bruder weitervererbt. Die Geschwister in chronologischer Reihenfolge:
1.)
Tochter, 01.11.1717 – 01.11.1717 tot geboren
2.)
Regina Dorothea, 04.07.1719 – nach 1746
3.)
Johann Friedrich, 10.04.1722 – 03.02.1723
4.)
Immanuel, 22.04.1724 – 12.02.1804
5.)
Maria Elisabeth, Jan. 1727 – Juli 1796,
oo 23.04.1752 in Kbg.
Christian KROENERT, Schuhmachermeister in Kbg., 1724 – 14.10.1782, 7 Kinder
6.)
Anna Catharina, Aug. 1728 – 22.02.1729
7.)
Anna Loysa, Feb. 1730 – 18.01.1774
oo 20.10.1767 in Kbg.
Johann Christoph SCHULTZ, Breittuchmacher in Kbg., aus Magdeburg,
Ehe bleibt kinderlos
8.)
Catharina Barbara, Sept. 1731 – 28.01.1807, möglicherweise ein unehelicher Sohn
oo 30.01.1770 in Kbg.
Andreas Ludwig Theyer, Peruquier in Kgb., 1736 - 1771
9.)
Johann Heinrich, Nov. 1735
4
– 22.02.1800, Pfarrer in Kurland, 5 Kinder
oo 18.04.1775 in Kurland
Marie Havemann, Kaufmannstochter aus Libau, 07.04.1748 – 27.06.1831
An dieser Stelle möchte ich zurückkommen auf Kants Anmerkung über seine Geschwister und
deren Kinder im Brief an Bischof Lindblom im Oktober 1797:
„...
dass ich eine Schwester am Leben,
sechs Geschwisterkinder von meiner verstorbenen Schwester, deren einige selbst wieder Kinder haben, aber
nur einen Bruder, den Pastor Kant in Altrahden in Kurland, der aber auch vier Kinder, unter diesen einen
Sohn, der erwachsen ist, hat, deren eins neuerlich schon verheiratet ist, am Leben habe, ...“
Die „
eine Schwester am Leben
“ ist jene unter 8.) genannte Catharina Barbara, die ihn am
Lebensende pflegen wird, ihn als einzige überlebt und 1807 stirbt. Die „
sechs Geschwisterkinder
von meiner verstorbenen Schwester
“ sind von der unter 5.) genannten Maria Elisabeth – aber nach
meiner Kenntnis leben 1797 nur noch 5 von denen. Möglicherweise fehlt mir ein Kind aus der Ehe
KROENERT. Oder hat Kant hier vielleicht das vermutete uneheliche Kind seiner Schwester
Catharina Barbara eingerechnet? Mit „
nur einen Bruder, den Pastor Kant in Altrahden in Kurland,
der aber auch vier Kinder, unter diesen einen Sohn, der erwachsen ist, hat, deren eins neuerlich
schon verheiratet ist,“
ist unverkennbar sein einziger Bruder Johann Heinrich gemeint. Dessen
älteste Tochter Amalie Charlotte heiratet 1797. Solche biographischen Anmerkungen sind
genealogisch sehr wertvoll, um vorhandene Daten zu überprüfen.
Zu 2.)
Die älteste Schwester Immanuel Kants Regina Dorothea stirbt wahrscheinlich unverheiratet. Über
sie ist nichts weiter bekannt. Als der Vater 1746 starb, wird sie noch unter den lebenden
Hinterbliebenen genannt. Jedoch im Brief Kants 1797 bleibt sie unerwähnt, sie muß also schon
früher verstorben sein.
4
kein genaues Geburtsdatum verzeichnet, nur das Taufdatum erscheint im Kirchenbuch: 29.11.1735 Domkirche
7
Zu 5.)
Maria Elisabeth KANT heiratet 1752 den aus Tilsit zugewanderten Schuhmachermeister Christian
KROENERT (Kröhnert) in Königsberg. Er leistet am 1.2.1752 den Bürgereid der Stadt Königsberg,
was zu jener Zeit wohl die Voraussetzung war, sich in der Stadt dauerhaft niederlassen und heiraten
zu können. Die Ehe wird 1768 geschieden. Da war Maria Elisabeth noch mit ihrem letzten, dem 7.
Kind schwanger. Folgende Kinder und Nachkommen sind bekannt:
1.)
Johann Gottfried KROENERT, * 01.06.1753 – 14.08.1753
2.)
Louise Charlotte KROENERT, * 17.09.1754 – 13.09.1807, stirbt ledig, wird im Testament
Immanuel Kants bedacht.
3.)
Johann Christian KROENERT, *10.05.1757 – 02.09.1831, Schuhmachermeister, erwarb das
Bürgerrecht am 28.8.1787, wohnte am Steindamm, starb als einer der ersten Opfer der
Cholera-Epidemie in Kbg.
oo ca. 1790 mit Charlotte HENNIG (keine weiteren Angaben bekannt)
Kind:
Johanna Charlotte KROENERT, * 01.03.1791 – ca. 1840
oo 1813 mit Johann Gottlieb STEIL, Klempnermeister in der Altstädtischen
Langgasse Nr. 70, *1781 – 13.11.1828 in Kbg.
Kinder:
A) Johanna Wilhelmine Charlotte STEIL, * 30.04.1814
oo chirurgischer Instrumentenmacher SEUBERLICH Königsberg
B) Henriette Amalie STEIL, *16.12.1817
oo Bäckermeister MEYER in Königsberg
C) Juliane Justine STEIL, * 21.02.1820
oo Klempnermeister STEIL in Königsberg
D) Gustav Adolf, * 06.05.1822
4.)
Catharina Barbara KROENERT, * 01.03.1760 in Kbg. – 28.01.1807 in Kbg.
oo Jacob Friedrich STEHR, Knochendrechsler, * 1751 – 15.02.1798 in Kbg.
Kinder: I. Johann Friedrich STEHR, 1790 – 03.02.1795 in Kbg.
II. Louise Charlotte STEHR, *Mai 1791 in Kbg. - 13.11.1843 in Ortelsburg
oo 10.12.1817 in Kbg. mit Friedrich Wilhelm WITTICH, Rector der Stadtschule in
Ortelsburg, *11.02.1787 in Leipzig,
†
10.10.1868 in Kbg.
Kinder:
A) Emma Charlotte WITTICH, *01.10.1818 Kgb. – 10.11.1886 Kbg.
B) Mathilde Auguste WITTICH, *03.07.1820 Kbg. – 28.07.1899
C) Friedrich Wilhelm WITTICH, *29.03.1824 Kbg. –
28.01.1899 Kbg.
oo Maria Feyerabend *29.03.1831 in Kbg, die Ehe bleibt kinderlos
D) Gustav Adolf, *26.10.1826 in Ortelsburg – 20.09.1856 in Kbg.
E) Johanna Henriette WITTICH,
*14.10.1829 in Ortelsburg, †23.8.1903
oo 04.07.1854 in Kbg
Friedrich Wilhelm Carl MATTHIAS, Ober-Steuercontrolleur
*27.12.1819 in Uckermünde – 13.02.1879 in Gumbinnen
Kinder:
a) Johanna Wilhelmine Adolfine MATTHIAS, * 02.07.1855 Kbg
b) Charlotte Emma Ida MATTHIAS, *17.04.1857 Kbg
oo 24.03.1877 in Gumbinnen
Otto Hermann von GUERICKE
5
,
1930 Gymnasial-Professor in Kbg
Kinder: Gertrud von GUERICKE,
*13.01.1879 Memel, † 16.01.1878
Emma Auguste Irma von GUERICKE, *17.01.1879 Memel,
Lehrerin in Königsberg
Friedrich Wilhelm Ernst, *10.06.1880 Memel, † 30.07.1881
Marie Henriette Olga von GUERICKE, *16.04.1882 Kbg
Angestellte im Landeshaus in Königsberg
5
Wahrscheinlich Nachkomme des Otto von Guericke (1602-1686), Bürgermstr. in Magdeburg, Erfinder,
demonstrierte 1657 mit den berühmten Magdeburger Halbkugeln die Kräfte des Vakuums bzw. des Luftdrucks
8
c) Friedrich Wilhelm Gottlob MATTHIAS, *08.04.1859 Kbg
Zollsekretär in Altona bei Hamburg, † 10.04.1915 Altona
oo 25.07.1887 in Königsberg
Maria DROPE, *03.06.1865 Schülzen, Kreis Rastenburg
Kinder: Adele Henriette Charlotte Erica MATTHIAS,
*03.06.1888 in Goldap/Ostpreussen
oo 12.05.1913 in Berlin
Julius Johannes Georg LECHNER,
*25.01.1895 Berlin-
Schöneberg, Stadtinspektor Mühlheim/Ruhr
Elise MATTHIAS, *18.07.1889 in Goldap
oo 27.02.1911 in Berlin-Steglitz
Paul GROßMANN, *07.12.188 in Berlin, Pianist
Friedrich Wilhelm MATTHIAS, *16.09.1890 – 19.12.1890
Margarethe MATTHIAS, *05.02.1892 in Goldap
um 1930 Arztsekretärin in Merseburg
Gertrud MATTHIAS, *03.09.1893 Bärwalde/Pommern
um 1930 Bureaugehilfin in Berlin-Steglitz
Friedrich Wilhelm Max MATTHIAS, *26.10.1896 Altona
Kaufmann in Hamburg
Charlotte, *23.02.1907 Altona, † 28.07.1908 Altona
d) Friederike Adelheid MATTHIAS, * 20.09.1860 Kbg,
† 31.08.1861 Eydtkuhnen
e) Bertha Elise Emma MATTHIAS, *07.02.1862 Eydtkuhnen
oo 23.03.1888 in Memel
Emil DESKAU, Kaufmann in Tilsit, † 10.08.1904 Tilsit
Kinder: Emma Marie Charlotte DESKAU, *10.10.1889 Tilsit
Lehrerin in Königsberg, † 11.04.1910 Königsberg
f) Johann Heinrich MATTHIAS,
* 13.08.1864 Pillau, † 16.04.1865 Pillau
g)
Carl Friedrich Wilhelm MATTHIAS, *11.10.1865 Pillau
Dr.med., Chirurg, Professor in Königsberg
oo 30.08.1895 in Kepurren/Ostpreussen
Helene BUSOLT, *13.10.1872 in Kepurren
6
Kinder: Margarethe MATTHIAS, *22.03.1897 in Breslau/Schlesien
Susanna MATTHIAS, *20.02.1898 in Breslau/Schlesien
oo 1921 Pfarrer Wilhelm SIEGERT in Frauenburg/Ostpr.
Friedrich Wilhelm MATTHIAS,
*04.09.1901 Breslau/Schlesien
Kaufmann in Königsberg
Ernst Karl MATTHIAS, *02.11.1907 in Königsberg
Fortsetzung Kinder der Catharina Barbara KROENERT, verehelichte STEHR
4.) III. Dorothea Henriette STEHR, *?, † 1870 in Ortelsburg
oo mit Johann David THALMANN, Tischlermeister in Königsberg
Kinder:
A) Friedrich Adolf THALMANN, *28.09.1826 in Königsberg
B) Johanna Marie THALMANN, *15.02.1831 in Königsberg
IV.
Juliane Christine STEHR, *?, † 1807 in Königsberg
Fortsetzung Kinder der Maria Elisabeth KANT, verehelichte KROENERT
5.) Ephraim KROENERT, *01.02.1763 in Königsberg, † 01.02.1763 in Königsberg
6.) Maria Dorothea KROENERT, *26.05.1765 in Königsberg, † 21.05.1826 in Königsberg
6
Wahrscheinlich verwandt mit Georg Busolt, *13.11.1850 in Kepurren,
† 1920 Göttingen, Prof. für Alte Geschichte
9
oo mit Christoph GEELHAAR, Schiffskapitän, † 05.02.1850
aus der Ehe GEELHAAR 2 Söhne, die unverheiratet versterben
7.) Samuel Friedrich KOENERT, *22.05.1769 Kbg., † 17.04.1805 Kbg., Schuhmacher
oo mit Charlotta Dorothea GEELHAAR, *1769, † 17.04.1805 Kbg, kinderlos
Von den Nachfahren aus der Ehe der Maria Elisabeth KANT mit Schumachermeister KROENERT
könnten heute noch etliche in Deutschland leben, vielleicht ohne das ihnen die Abstammung von
der Familie KANT bewußt ist. Insbesondere unter den heutigen Namensträgern DESKAU,
SIEGERT, von GUERICKE, MATTHIAS, LECHNER, GROßMANN könnten sich Verwandte der
Familie KANT befinden.
Zu 8.)
Catharina Barbara KANT pflegt den Bruder Immanuel Kant in seinen letzten Lebensmonaten. Sie
erbt von ihm eine Pension von 300 Gulden jährlich und einen Platz im Georgen-Hospital.
Außerdem heißt es, dass Kant noch von einem Schwestersohn betreut wurde, der jedoch nirgends
genauer mit Namen benannt wird. Es gibt Vermutungen, dass es sich hierbei um einen unehelichen
Sohn der Catharina Barbara handeln könnte.
Catharina Barbara heiratet 1770 den Peruquier Andreas Ludwig THEUER/TEYER, * 1736, † 1771
in Königsberg. Andreas Ludwig THEUER erwirbt am 25.5.1770 das Bürgerrecht in Königsberg und
war in Tragheim ansässig. Ich finde jedoch keine Daten von ihm in den Kirchenbüchern, nur einige
Bruchstücke:
1.
am 1. Juli 1769 wird der 9 Wochen alte Sohn Gottfried Wilhelm des
PeruquenMacherGesellen Andreas Ludwig Theuer begraben.
2.
Am 18. Sept. 1771 ist des verstorbenen Perückmachers Andreas Ludwig Teuer Söhnlein
Daniel still und gratis beerdigt.
Es ist irritierend, dass zu diesen Sterbeeinträgen keine Geburtseinträge auffindbar sind. Außerdem
konnte ich den Sterbeeintrag des Perückenmachers Andreas Ludwig Theuer nicht finden. Es gibt in
der in Frage kommenden Zeit keine passenden Geburtseinträge THEUER/TEYER oder KANT.
Catharina Barbara KANT war im Jahr ihrer Eheschließung mit dem Perückenmacher bereits 39
Jahre alt. Sie könnte schon vor dieser Ehe Kinder bekommen haben. Ich finde aber keine
Geburtseinträge einer unehelichen Mutter Catharina Barbara KANT in Königsberg. Die Trauung
THEUER-KANT ist im Kirchenbuch Kgb-Tragheim verzeichnet, aber nicht mehr im Original
vorhanden. Die Heiratsbücher der fraglichen Zeit sind verloren gegangen. Es existiert nur noch ein
alphabetisches Register zum Auffinden der Einträge. Dort ist der Traueintrag THEUER-KANT im
Jahr 1770 mit Verweis auf die Kirchenbuchseite 270 verzeichnet. In den bisher veröffentlichten
Kant-Genealogien wird überall das Heiratsdatum 30.1.1772 angegeben, was nicht stimmen kann,
wenn der Perückmacher bereits 1771 verstorben gewesen sein soll. Die vorhandenen Fragmente
lassen vermuten, dass Andreas Ludwig THEUER vielleicht von auswärts und bereits verheiratet
nach Königsberg gekommen ist, die Ehefrau aus erster Ehe verstarb und der Witwer dann 1770
erneut heiratet. Wenn es uneheliche Kinder der Catharina Barbara KANT gegeben hat, dann
könnten sie vielleicht in Landgemeinden in der Umgebung Königsberg getauft sein.
In der Kant-Biographie von Wasianski heißt es:
Von dieser Zeit an
[ab Mitte Oktober 1803]
mußte
er [Kant] jede Nacht hindurch bewacht werden. Sein stets unermüdeter Diener, der den Tag über
voll Beschäftigung hatte, mußte bald bei dieser Anstrengung unterliegen, es mußte also ein mit ihm
wechselnder Gehilfe angenommen werden.
Obgleich Kant in frühern Zeiten nicht gern seine
Verwandten um sich sah, doch nicht etwa, als wenn er sich ihrer geschämt hätte (über solche
Schwachheiten war er unendlich erhaben), sondern weil er sich mit ihnen nicht zu seiner
Satisfaktion unterhalten konnte; so hielt ich es doch aus mehr als einer Ursache für geratener, ihn
lieber seinen Blutsfreunden als Fremden anzuvertrauen. Diese hatten nicht allein die erste
Verpflichtung, zumal sie von ihm so reichlich unterstützt wurden, sondern konnten auch Zeugen der
10
Behandlung und Pflege Kants von meiner Seite sein und sich überzeugen, daß es ihm an nichts
fehle, vielmehr jeder seiner, ihm nicht schädlichen Wünsche mit aller Schnelligkeit befriediget
würde, sowie auch von dem Aufwand, den sein jetziger Zustand erforderte. Gegen eine reichliche
Belohnung neben der bisher empfangenen Pension und anständige Bewirtung des Abends wechselte
sein Schwestersohn mit dem Diener im Wachen ab. ...
Gegen 11 Uhr [am 12.2.1804] schien der
letzte Augenblick seines Lebens nahe zu sein. Seine Schwester stand am Fußende, sein
Schwestersohn am Hauptende seines Bettes.
Wer war dieser mysteriöse Schwestersohn? Es scheint
kaum plausibel, dass es einer der KROENERT-Söhne gewesen sein könnte. Diese hatten tagsüber
als Schuhmacher zu arbeiten und werden wohl nicht für Nachtschichten am Bette Immanuel Kants
in Frage gekommen sein. Es irritiert außerdem, dass Wasianski diesen Schwestersohn nicht
namentlich benennt. So liegt der Schluß nahe, es handele sich um einen Sohn der Catharina
Barbara, dass also Mutter und Sohn in der Pflege Kants kooperierten.
Zu 9.)
Das letzte Kind des Riemermeisters Johann Georg KANT und der Anna Regina REUTER wird im
November 1735 in Königsberg geboren. Johann Heinrich KANT ist gerade erst 2 Jahre alt, als die
Mutter stirbt. Mit 10 Jahren verliert er den Vater und ist Vollwaise. Wie schon bei seinem älteren
Bruder Immanuel hilft der Onkel, der Schuhmachermeister Richter, und nimmt das Kind in seine
Familie auf. 1792 schreibt Johann Heinrich KANT: „
Sie waren mir väterliche und mütterliche
Wohltäter und Pfleger, ich segne ihr Andenken.
“ Johann Heinrich besucht ebenso wie sein Bruder
Immanuel zunächst das Kgl. Friedrichs-Kollegium und ab 1754 die Albertus-Universität in
Königsberg. Nach dem Theologiestudium wird er von 1758-75 Hauslehrer in Kurland, dann ab
1775 Conrector u. Rector an der Stadtschule in Mitau. Am 18.4.1775 heiratet Johann Heinrich die
Kaufmannstochter Marie Havemann aus Libau. 1781 wird er Pfarrer in Alt-Rahden in Kurland.
Folgende Kinder und Nachkommen sind bekannt:
1.)
Amalie Charlotte KANT, *15.01.1776 in Mitau, † nach 1826
oo 1797 in Alt-Rahden, Kurland
Carl Wilhelm RICKMANN, Notar u. Stadtsecretair in Bauske, Sohn des Pfarrers Rickmann
in Talsen, *08.01.1766 in Talsen, Kurland, † 10.06.1830 in der Memel ertrunken
Kinder: I.) Wilhelm Heinrich Otto RICKMANN, *28.12.1800 in Bauske, Kurland
II.) Wilhelmine Charlotte RICKMANN, *1802 in Bauske
oo 27.10.1823 in Bauske
Julius Carl WEITZENBERGER, *19.07.1799 in Libau, † 15.12.1857 Gdow bei
Petersburg; 1836-42 Verwalter der Güter des Großfürsten Michail (Bruder des
Zaren Alexander I.)
Kind: Carl Ernst WEITZENBERGER, *28.05.1825, † 29.05.1825 Bauske
III.) Auguste RICKMANN, *1806, † 17.04.1874 Mitau, Kurland
oo 12.07.1851 in Ugahlen, Kurland
Carl BLAESE, *13.12.1804 in Durben/Kurland, † 04.04.1855 Ugahlen
Pfarrer in Ugahlen
IV.) Carl Georg RICKMANN, *1814, Secretair des Kreis-Chefs in Bauske
oo 1842 mit Antonie SILWAY
2.) Eduard KANT, *06.02.1777 in Mitau/Kurland, † 1778
3.) Minna Charlotte KANT, *24.08.1779 in Mitau, † 19.11.1835 in Durben, Kurland
oo 10.08.1779 in Baldohn/Kurland
Carl Christoph SCHOEN, *22.12.1775 in Postenden/Kurland, † 16.07.1855 in Durben/Kurl.
1810 Pfarrer in Durben, 1832 Probst des Bezirks Grobin, 1842 Konsistorialrat
Kinder: I.) Minna SCHOEN, *25.05.1804 in Durben, † 18.12.1804 Durben
II.) Carl Heinrich SCHOEN, *01.11.1805 Durben, † 23.04.1867 in Libau/Kurland
Pfarrer zu Sackhausen/Kurland
11
oo 01.02.1840 in Katzdangen, Kurland
Wilhelmine Elisabeth MOELLER, *
13.08.1823 Alt-Platon/Kurl. † 15.12.1889 Libau
Kinder: A) Carl Christoph Albert SCHOEN, *25.06.1842, † 1845
B) Olga Sophie Victoria SCHOEN,
*22.08.1843, † 21.03.1921 Libau, unverh.
C) Gustav Adolf SCHOEN, *29.12.1844, † 1850
D) Oskar Friedrich Wilhelm SCHOEN, *11.12.1845
oo mit Ida HAFFERBERG, *19.12.1857 Rilsk, Kursk, Russland
Tochter des John Hafferberg, Zivil-Gouverneur von Kowno
E) Carl Rudolf Albert SCHOEN, *17.04.1847 Sackenhausen/Kurl.
1877-80 Pfarrer in Krottingen, 1880-82 in Szaimen, 1882-1901
Lettischer Pfarrer an der St.Annen-Kirche in Libau, † 18.10.1912 in Libau
oo 02.03.1880 in Krottingen
Emma Charlotte Wilhelmine v.Panzer,
*05.04.1859 Skrudsini/Kowno
Tochter des Majors Paul v.Panzer
Kinder: a) Alphons Carl Paul SCHOEN, *02.01.1881 Szaimen
Musiklehrer in Libau; in den 1930er Jahren befindet sich in
seinem Besitz noch ein Portrait des Philosophen Immanuel Kant
b) Paul Oskar SCHOEN, *21.04.1882 Szaimen
Naturforscher, Besitzer in Harptong/Indochina
oo 1913 in Harptong/Indochina mit Madame Régert
Kind: Heliane *1915 in Harptong
c) Edgar Alfred Walter SCHOEN, *03.12.1884 Libau
Ingenieur in Warna/Bulgarien
oo 13.01.1913 in Libau mit Erika Panzer
d) Adolf Victor SCHOEN, *25.04.1887 in Libau
Landwirt in Maschen/Litauen
oo mit Margarete KUPFFER aus Hasenpoth/Kurland
Kind: Tochter Elgin
e) Walter Rudolf Albert SCHOEN, *13.10.1889 Libau/Kurl.
Offizier der Kaiserlich Russischen Marine, Adjutant des
Admirals Koltschak
f) Margarethe Wilhelmine Ottilie Marie SCHOEN
*10.01.1893 Libau
oo in Berlin mir Dipl.Ing. Hermann KÜRSCHNER
F) Alfred Eduard Paul SCHOEN, *17.08.1849 Sackenhausen, unverh.
1872-1915 Oberlehrer am Nikolai-Gymnasium in Libau
G) Hermine Auguste Caroline SCHOEN, *07.03.1852, † 1916
oo mit dem Accisebeamten Eduard WAGNER in Libau
H) Adele Louise SCHOEN, *08.10.1854, † 1861
I) Louise Marie Adele Magdalene SCHOEN, *23.07.1863 Libau
oo 08.01.1886 in Libau mit Dr.med. Eugen Gotthard Albert HUFF
*1861 in Libau, Arzt in Riga
Kind: Wilma HUFF, *04.12.1886 in Riga
oo mit Dipl.Ing. Hans Heidenreich in Cannstadt bei Stuttgart
III.) Auguste Henriette SCHOEN, *07.06.1808 Durben, † 03.05.1850 Ugahlen
oo 02.06.1834 in Durben/Kurland
Carl BLAESE, *13.12.1804 Durben, † 04.04.1855 Ugahlen, Pfarrer in Ugahlen
heiratet in 2. Ehe 1851 Auguste RICKMANN, siehe 1.III
Kinder: A) Marie Louise Sophia BLAESE, *15.05.1836 Ugahlen
B) Adolfine Caroline Sophia BLAESE, *17.11.1839 Ugahlen,
† 12.06.1858 Libau, verstirbt unverheiratet
C) Marie Hermine Louise BLAESE, *28.05.1841 Ugahlen
12
IV.) Sophie Friederike Eleonore SCHOEN, *22.03.1811 Durben, † 08.12.1885 Libau
stirbt unverheiratet
V.) Johanna Louise Maria SCHOEN, *18.06.1813 Durben, † 30.01.1866 Libau
oo 01.09.1839 in Durben/Kurland
Gottfried Ludwig HAENSELL, *11.01.1805 Bauske, † 23.02.1877 Libau
Dr.med., Arzt in Libau
Kinder: A) Paul Carl Adolf HAENSELL, *
12.08.1840 Libau, † 16.07.1911 Berlin
Dr.med., 1898-1901 Arzt in Libau, stirbt unverheiratet
B) Hedwig Sophia Henriette Ernestine HAENSELL,
*19.120.1842 Libau
C) Auguste Luitgard Johanna HAENSELL,
*24.06.1846 Libau, † 4.8.1870
oo 06.12.1864 in Libau
Oscar Ivan Eduard SMIT
Obermechaniker der Baltischen Telegraphen-Abteilung
D) Anna Julie Marie HAENSELL, *30.03.1851 Libau
VI.) Adolf Christoph SCHOEN, *31.10.1815 Durben, † 23.11.1873 Reval/Estland
1840 Ingenieur-Lieutenant in Kronstadt
oo mit Sophia VANLJARLJARSKI
Kind: Katharina SCHOEN, *1840 in Kronstadt, Russland
oo mit Garde-Lieutenant WOLKENAU in St.Petersburg
4.) Friedrich Wilhelm KANT, *27.11.1781 Alt-Rahden, † 03.01.1847 Riga
Kaufmann, Spediteur, Inhaber des Konfektionsgeschäfts Kant&Schlegel in Mitau, ab 1843 in Riga
oo 15.05.1818 in Mitau
Amalie Charlotte STEINERT, *13.12.1795 Libau, † 06.11.1882 Mitau
Tochter des Bürgermeisters Johann Friedrich STEINERT in Mitau
Kinder: I.) Elisabeth Mariana Amalie KANT, *26.03.1819 Mitau, † 18.03.1895 Riga
oo 16.05.1844 in Mitau
Karl Wilhelm DIEDERICHSEN, 28.07.1804 Mitau, † 04.09.1862 Riga
Handlungscommis (
Mitarbeiter im Büro einer Handelsgesellschaft
)
Kinder: A) Emma Amalia Charlotte DIEDRICHSEN, *01.05.1845, † 19.01.1849
B) Julius Christian Wilhelm DIEDRICHSEN, *15.06.1846 in Riga,
† 27.06.1885 in Riga, verstirbt ledig
C) Adele Marie Elfried DIEDRICHSEN,
*12.04.1848, † 13.02.1849 Riga
D) Lilly Caroline Elisabeth DIEDRICHSEN, *06.08.1849 in Riga
† 19.08.1884 in Riga, verstirbt ledig
E) Louis August Theodor DIEDRICHSEN, *23.11.1851 in Riga
† 23.07.1890 in Riga, Handlungscommis, verstirbt ledig
II.) Johann Friedrich KANT, *11.12.1821 Mitau, † 26.02.1870 Dorpat
Hauslehrer, verstirbt ledig
III.) Julius Wilhelm Martin KANT, *28.06.1824 Mitau, † 08.04.1881 Riga
Eisenbahnbeamter, ab 1864 Kaufmann in Riga
oo 04.06.1861 in Moskau/Russland
Marie Louise FISCHER, *06.05.1840 Reval/Estland, † 01.02.1882 Riga
um 1865 geschieden, lebte in ärmlichen Verhältnissen in Riga
Kinder: A) Caroline Lydia (Lina) KANT, *1862 Moskau
1922 Gehilfin bei der Dt. Botschaft in Moskau
oo 1882
Johann Friedrich (Fjodor Fjodorowitsch) FIEDLER, Apotheker
*29.04.1851 Pernau/Estland, † 06.01.1897 Mias, Oblast Orenburg
Sohn des Kapellmeisters Joh. Friedrich Fiedler in Pernau
Kinder sind nicht namentlich bekannt; es müssen aber Nachkommen
FIEDLER in Moskau gelebt haben.
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Christian Eduard Albert (Emilio) KANT, *26.01.1864 Reval
1882 Handlungslehrling in Riga, 1883 beim Zirkus Salomonski in Moskau, 1884 Petroliumwerke Öhlrich&Co in Baku, 1887 in Costa Rica, 1888 erster Kaffeepflanzer im Dorf Boquete Alto Lino im Norden Panamas, später Kaffeeplantagenbesitzer mit über 30.000
Kaffeebäumen in Boquete
† 16.07.1927 Panama
-
1897 Alto Lino, Provinz Chiriquí, Panama Valentina SERRACIN, *16.12.1875 in Dolega/Panama Tochter des Elias Serracin u. der Josefa Bustanino
Kinder: a) Emilio Ricardo KANT, *23.09.1898 in Boquete Lino
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07.03.1908 Boquete Lino, Panama
-
Luisa Carolina KANT, *05.11.1900 in Boquete Lino oo mit Thomas Patricio REEVES
-
Roberto KANT, *21.04.1902 in Boquete Lino
-
Dora Carolina KANT, *23.03.1904 in Boquete Lino oo 1923 mit Dario ICASA
-
Virginia KANT, *21.05.1906 in Boquete Lino oo mit Emanuel DE SILVA
-
Santiago Alberto KANT, *23.09.1908 in Boquete Lino
-
Beatriz Julia KANT, *29.07.1910 in Boquete Lino
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Lilia Isabel KANT, *08.07.1912 in Boquete Lino
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Ricardo Emilio KANT, *11.09.1914 in Boquete Lino
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Cecilia Margarita KANT, *20.02.1919 in Boquete Lino
-
Die Postkarte wurde ca. 1910 gedruckt. Es sollen zwei der 10 Kinder Emilio Kants abgebildet sein.
Die Münzen wurden an die Kaffeepflücker ausgegeben für eine „lata“ mit gepflückten, grünen
Kaffeebohnen. Am Zahltag wurden die Münzen umgetauscht gegen Bargeld oder direkt gegen
Nahrungsmittel im „general store“ verrechnet.7
In „The New York Times“ erscheint am 2. August 1927 ein eigenartiger Nachruf: „Emil C. Kant, last German relative of Emmanuel Kant, famous philosopher, was buried in Corozal Cemetery, Canal Zone, yesterday … . While a student at the University of Dorpat, Emil was conscripted by the German Army, thereby failing to obtain the degree Doctor of Medicine. He rebelled against army discipline, assaulted a superior officer and deserted the army, fleeing to Africa. Later, he went to the United States and came to Central America in connection with the construction of the railroad from Port Limon, Costa Rica, to San Jose, capital of that country.”
In dieser Meldung sind einige Tatsachen arg entstellt oder durcheinander geraten (Emil Kant war kein deutscher Staatsbürger und hätte daher nie von deutschem Militär eingezogen werden können). Wie auch immer, „Don Emilio“ Kant war ein Abenteurer, der schließlich in Panama eine Heimat gefunden und sich erfolgreich als Kaffeeplantagenbesitzer etabliert hat.
Es gibt heute zahlreiche Nachkommen KANT in Panama. Über die weltumspannenden social networks wie z.B. Facebook habe ich versucht, mit einigen von ihnen Kontakt aufzunehmen. Leider hat bisher niemand geantwortet. Bei Facebook sind weit über 50 Namensträger KANT aus Panama registriert. Wir müssen feststellen, dass die weltweit einzigen Namensträger KANT, die mit der Familie unseres Immanuel KANT verwandt sind, zahlreich in Panama leben. In Deutschland sind derzeit über 550 Telefonanschlüsse mit dem Namen KANT verzeichnet. Aber nach Lage der Dinge dürfte niemand von diesen Namensträgern mit der Familie KANT aus Königsberg verwandt sein.
7 Fundstelle Münzen und Postkarte: www.coins-of-panama.com/panamatokens/pt375-100.html?Size=LargeNOen
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IV.) Emma Charlotte Benigna KANT, *05.08.1826 Mitau, † 10.11.1898 Mitau
5.) Henriette KANT, *05.08.1783 Alt-Rahden, † 10.12.1850 Libau oo 20.03.1803 in Durben/Kurland
Friedrich von STUART, *1761 Darmstadt/Hessen, † 25.12.1841 Libau/Kurland Inspector des Hafenzolls in Libau (port tamoschna), 1811 Pfandbesitzer der Gutes Groß-Dahmen. Die Familie stammt aus Schottland. Der Großvater Friedrich von Stuarts war Carl Magnus Stuart, unter Karl XII. von Schweden in den schwedischen Freiherrenstand erhoben, war Festungsbaumeister in Schweden, 1701-2 schwedischer Gouverneur von Kurland.

Immanuel Kant schreibt am 9. April 1803 den letzten
Brief vor seinem Tode an Friedrich STUART:
Die schmeichelhafte Zuschrift Ew. Wohlgeboren vom
-
März und besonders die darin mir bekanntgemachte Verbindung Ew. Wohlgeb. mit meiner Brudertochter hat mir ein wahres Vergnügen gemacht, und das in den Tagen meines Lebens, da man nur für wenig Freuden mehr empfänglich ist. Die Versicherung meines hiesigen Freundes, Herrn Jacobi, der von Herrn v. Hagedorn dieselbe erhalten hat, dass die Verbindung für meine Brudertochter in mehr als einer Rücksicht vorteilhaft sei, hat meine Teilnahme an ihrem Glücke mit Grund vermehrt. Empfangen Sie, beide Verlobte, statt meines verstorbenen Bruders hiermit meinen väterlichen Segen, der Sie und alle meinigen, zu welchen ich von nun an Ew. Wohlgeboren zu zählen die Ehre habe, gewiss begleitet. Ich ersuche Sie ergebenst, mich meinen dortigen Verwandten zu empfehlen, sich selbst aber von der vollkommensten Hochachtung zu überzeugen, mit welcher ich zu verharren die Ehre habe.
Kinder: I.) Friedrich Gustav (Fjodor Fjodorowitsch) von STUART, *18.06.1804 Libau
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1856 in St.Petersburg, keine weiteren Angaben bekannt.
oo mit Roksana Dimitriewna MOUROUSI, *1815 – 1859
Prinzessin Mourousi stammt aus einem grieschichen Adelsgeschlecht und war vor der Heirat Hofdame der Zarin. Prinz Dimitri Mourousi mußte 1821 aus Griechenland fliehen und erhielt Asyl in Russland. Die MOUROUSIs hatten in Griechenland unter osmanischer Herrschaft hohe Staatsämter inne. Während des griechischen Aufstandes auf dem Weg in die staatliche Unabhängkeit wurden einige MOUROUSIs ermordet.

Kinder: insgesamt soll es 5 Kinder gegeben haben, nur die älteste Tochter ist bekannt:
Aleksandra Fjodorwna von STUART, 1835 – 1917
-
mit Aleksandr Michailowitsch LERMONTOW *27.02.1838 in Libau, † 26.12.1906 St.Petersburg
Kind: Michail Aleksandrowitsch LERMONTOW, *1859 (siehe auch VII.)
II.) Marie Henriette Adelheid von STUART, *31.12.1805 Libau, † nach 1870 oo 31.12.1827 in Libau/Kurland
Friedrich Rudolf von KORFF, *Nov. 1796, † 16.01.1870 Aiswicken/Kurland Erbherr auf Klein-Dahmen, seit 1853 auf Aiswicken, Ehe bleibt kinderlos
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III.) Emanuel Alexander von STUART, *09.09.1807 Libau, † 03.08.1870 Groß-Dahmen kaiserlich russischer Ingenieur-Oberst, Pfandbesitzer des Gutes Groß-Dahmen oo 21.11.1836 in Libau
Eveline VORKAMPFF, *22.11.1816 Libau, † 04.11.1896 Libau Tochter des Ratsherrn Johann Joachim Vorkampff in Libau
Kinder: A) Gustav von STUART, *1837, kaiserlich russischer Gesandter
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oo Knjagina Gagarina, 2.oo Princesse … keine weiteren Angaben bekannt
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Alexander von STUART, *1838
besaß 1876 das väterliche Haus Nr.296 in Libau
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Dorothea Henriette Aline von STUART, *29.04.1839 Libau, † in Riga oo 1862 mit Alexander FRIEDE, Ingenieur in Riga
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Leocardie Emilie von STUART, *07.11.1849 Libau, † in Riga
stirbt unverheiratet
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Johann Friedrich Gustav Eugen Rudolf von STUART
*30.01.1856 Groß-Dahmen/Kurland, † wahrscheinlich Dresden
1894 Polizeimeister in Plosk, dann Kreis-Chef in Ludsen/Lettgallen 1906 als kaiserlich russischer Staatsrat verabschiedet, lebt seit 1911 in Dresden
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Clothilde von STUART, † in Riga, stirbt unverheiratet
-
Virginie von STUART, oo mir Lieutenant MICHAILOW
keine weiteren Angaben bekannt
